Siebzehn Jahre ist es bereits her seit Angelina Jolie in der damals äußerst trashigen Videospielverfilmung „Lara Croft: Tomb Raider“ erstmals die Titelheldin verkörperte. Auch die Fortsetzung „Lara Croft – Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“ aus dem Jahr 2003 fiel beim Großteil des Publikums gnadenlos durch. Nun wagt sich der norwegische Regisseur Roar Uthaug (Cold Prey – Eiskalter Tod, The Wave – Die Todeswelle) an ein Reboot der populären Reihe und konnte mit der schwedischen Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander (Ex Machina, Codename U.N.C.L.E., The Danish Girl, Tulpenfieber) einen äußerst talentierten Jungstar für die weibliche Hauptrolle gewinnen.
Die schlicht „Tomb Raider“ betitelte Neuinterpretation lehnt sich stark an das erste Kapitel des neu gestarteten Videospiel-Franchises von Crystal Dynamics und Square Enix aus dem Jahr 2013, das die Ursprünge der Grabräuberin beleuchtet.
Vor sieben Jahren verschwand der Forscher Lord Richard Croft (Dominic West) spurlos, doch seine mittlerweile 21-jährige Tochter Lara (Alicia Vikander) hat noch immer nicht die Kontrolle über dessen mächtigen Konzern übernommen und hält ihn für lebendig. In London versucht sie als Fahrradkurierin über die Runden zu kommen und findet schließlich mit Hilfe von Croft-Geschäftspartnerin Ana Miller (Kristin Scott Thomas) Hinweise auf den letzten Aufenthaltsort ihres Vaters. Gemeinsam mit Kapitän Lu Ren (Daniel Wu) begibt sich Lara auf die Reise zur mystischen Insel Yamatai vor der Küste Japans, auf der das Grabmal der legendären Königin Himiko versteckt sein soll. Kaum angekommen, sieht sich Lara zahlreichen lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt und muss ums nackte Überleben kämpfen.
Alicia Vikander erweist sich als perfekte Besetzung und macht aus Lara Croft eine ungewohnt vielschichtige Figur, mit der man von Anfang bis Ende mitfiebert und sowohl den körperlichen als auch den seelischen Schmerz abkauft. Der äußerst zierliche Jungstar hat sich für die Rolle der taffen Videospiel-Ikone ordentlich Muskelmasse antrainiert und beweist in eindrucksvollen Action-Sequenzen, dass sie das Zeug zum Blockbuster-Star hat. Aber auch in ruhigen Momenten beweist Vikander eine enorme Bandbreite und verleiht ihrer Figur zahlreiche Facetten und emotionalen Tiefgang. Der Rest des Casts, unter anderem Walton Goggins (The Shield, Justified, Sons of Anarchy, Django Unchained) als fieser Bösewicht Mathias Vogel, macht seinen Job ebenfalls gut, wird jedoch vom Charisma der sympathischen Schwedin förmlich überstrahlt.
In Sachen Story kann vor allem die starke Vater-Tochter-Beziehung punkten, die die Titelheldin stets antreibt und auch in ausweglosen Situationen über sich selbst hinauswachsen lässt. Der Rest dient eher als Mittel zum Zweck und führt uns zu den heiß erwarteten Action-Setpieces, bei denen sich Regisseur Roar Uthaug, der bereits Erfahrungen mit dem Katastrophen-Thriller „The Wave – Die Todeswelle“ sammeln durfte, so richtig austoben darf. Ähnlich wie die Vorlage setzt das Reboot auf ein überwiegend realistisches Setting und knallharte Action-Sequenzen, die teilweise 1:1 vom Spiel auf die große Leinwand übertragen wurden. Die Szenen, die direkt aus dem Videospiel entnommen wurden, sind zugleich die größte Stärke des Films und fangen den Flair und die bedrohliche Atmosphäre der Vorlage gekonnt ein. Vor allem Fans der Spiele werden hier besonders viel Spaß haben.
Optisch gesehen ist der Streifen nicht zuletzt wegen seiner hübschen Darstellerin ein wahrer Augenschmaus. Den Zuschauer erwarten packende Insel- und Grab-Szenen, die einen überwiegend guten Mix aus eigens für den Film gebauten Sets und visuellen Effekten bieten. Der treibende Soundtrack und der knackige Ton tragen zum pulsierenden Feeling des Films bei.
Insgesamt ist „Tomb Raider“ ähnlich wie „Assassin’s Creed“ eine der besseren Videospielverfilmungen der letzten Jahre und könnte als Start für eine erfolgreiche Film-Reihe dienen, in der noch eine Menge Potenzial steckt. Mit „Tomb Raider“ können sich Kinobesucher auf ein äußerst spannendes und unterhaltsames Survival-Abenteuer freuen, das mit einer enorm starken Titelheldin punktet und dabei den Geist der gleichnamigen Videospielreihe einfängt.
rb